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Die Drüggelter Kapelle - Geheimnisse um das Heilige Grab (aktualisiert)

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Drüggelter Kapelle - Südseite
Ehe man von Soest kommend, zum Möhnestausee hinabfährt, liegen auf der linken Seite die Drüggelter Höfe mit einer Kapelle in der Form eines Zwölfecks mit zwei Vorbauten, die Drüggelter Kapelle
Heilig Kreuz !

Das 1227 erstmals urkundlich erwähnte, aber wahrscheinlich ältere Gebäude lässt eine direkte Verbindung zu Ereignissen der  Kreuzfahrerzeit vermuten, weil die Arnsberger Grafen zu jener Zeit in überregionale Ereignisse direkt eingebunden waren. Sie trugen den Ehrentitel:
Vorfechter zwischen
Rhein und Weser
für das Heilige Römische Reich.

Mehr im Bericht von Achim Gieseke (Westfalenpost, 29.09.2017)


Ehem. Klosterkirche Wedinghausen
in Arnsberg)
Um endlich an einem Kreuzzug teilzunehmen, musste Graf Gottfried II. von Arnsberg (1157-1237) aus Finanzierungsgründen im Jahre 1217 Besitzungen an das Kloster Wedinghausen in Arnsberg verkaufen, was er im Kloster feierlich beschwor. 
In diesem Zusammenhang wurden auch die Drüggelter Höfe veräußert. In der Drüggelter Kapelle wiederholte der Graf 1217 noch einmal seinen Schwur vor versammelten Rittern und Adligen, ehe er mit ihnen zum Kreuzzug nach Damiette aufbrach. Er kehrte allerdings vorzeitig 1221 zurück.
Vgl. Helmut Lahrkamp: Mittelalterliche Jerusalemfahrten und Orientreisen westfälischer Pilger und Kreuzritter.
Westfälische Zeitschrift 106, 1956 ,
S. 269-346

Sofern die Drüggelter Kapelle im 12. Jahrhundert erbaut wurde, kann man darüber spekulieren, ob sie in gewisser Weise das Heilige Grab,der Grabeskirche in Jerusalem nachbildet. Immerhin ist sie nach dem "Heiligen Kreuz" benannt. 
Wie dem auch sei: Die vielen Heiligen Grab-Nachbildungen zeigen, dass sich hier die Frömmigkeit bildlich dem Geheimnis des Todes Christi anzunähern versucht.


Kirche St. Michael in Fulda
eine der ältesten Nachbildungen des Hl. Grabes (Wikipedia)

Heilig-Grab-Kapelle (um 1250)
Im Innern: Christus und Ecclesia
(die Kirche als Braut Christi
oder  Kaiser Otto I. (912-973)
und Ehefrau Edgitha - Dom zu Magdeburg >>>

Heiliges Grab (um 1260) in der
Mauritiusrotunde des Münsters zu Konstanz

Heiliges Grab
in der ehem. Kapuzinerkirche Eichstätt
(wikipedia)
Taufkapelle in der Kirche Maria zur Höhe, Soest
Kapelle Drüggelte: Innerer und äußerer Säulenkranz

Abgesehen von den großen "Nachbauten" ist der kleine Zentralbau der Drüggelter Kapelle tatsächlich eine architektonische Besonderheit: Im Innern sieht man zwei ungleiche konzentrische Säulenringe aus 4 bzw. 12 Säulen und ringförmiger Tonnenwölbung. In diese schneiden die Stichkappen des Kreuzgewölbes ein. Die Säulen (aus dem grünen "Soester" Kalkstein ) tragen schön verzierte Kapitelle.



Das innere Zentrum des Zentralbaus
- wie eine Hl. Grab-Kapelle
Äußerer Säulenkranz


Sorgsam ausgearbeitete Kapitelle


Eine originale Truhe aus dem 13. Jahrhundert lässt Gedankenspiele darüber frei, was wohl die Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land mitgebracht haben könnten ...
Die Spekulationen um geistige und spirituelle Zusammenhänge gehen sogar soweit, ob hier nicht sogar eine Nähe zu den Katharern abzunehmen ist. Allerdings leuchten eher mögliche Kontakte von Gottfried II. von Arnsberg zu den Templernein.



Eicherne Baumladetruhe aus der Erbauungszeit (13. Jh.)

Der berühmte preußische Baumeister Karl Friedrich Schinkel schreibt auf Grund seines Besuches in Drüggelte 1833 in seinen Reisenotizen fasziniert, dass er die Kapelle für „das älteste Bauwerk des Landes in Baptisterienform“ sowie „eines der merkwürdigsten Werke aus der Urzeit deutscher Kulturanfänge“ halte.
Aber Drüggelte war kaum eine Baptisterium, auch wenn die Taufkapelle in der Kirche Maria zur Höhe in Soest in manchem an Drüggelte erinnert; aber es gibt keinen Hinweis auf einen Taufstein. Wir stehen sicherlich auch nicht vor einem heidnischen Bauwerk. 
Die Kapelle behält ihre Geheimnisse weiter für sich ...
Aber sie lädt mit ihrer beeindruckenden Akustik ein, hier intensiv besinnend und vielleicht auch singend zu verweilen.


Literaturhinweise:






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