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Die Heilige Familie: Horus, Osiris, Isis - Louvre, Paris (Wikipedia) |
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Isis mit Horus, Louvre, Paris (Wikipedia.en) |
Der Mittelmeerraum sowie der gesamte Mittlere Osten war bis zum Aufkommen der monothe-istischen
Religionen religiös durch Göttinnen und Götter geprägt. Diese traten oft als Paar auf. In Ägypten entwickelte sich sogar eine "Heilige Familie" mit Isis, Osiris und Horus.
Das religiöse Grundmuster ist fast durchgängig die Mondgöttin in Verbindung mit dem Sonnengott. Besonders im Zweistromland und im Mittelmeerraum dominierten die Göttinnen mit ihrer unmittelbaren kosmischen Verbindung zu Mond und Sternen.
Astarte, Aschera (und Jahwe), Inanna, Ischtar sind je nach Kulturraum die Namen dieser dominierenden Göttinnen, die den Zusammenhang von Himmel und Erde in besonderer Weise betonen. So ist auch die irdische Welt vom Göttlichen durchdrungen. Der Mensch muss mit seine Ritualen sich darauf einstimmen, die Götter durch Gebete und Opfer gnädig zu stimmen.
Ashdoda, kanaanäische, philistische Ton-Figurine, 12. Jh. v.u.Z. Original im Israel-Museum, Jerusalem |
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Kudurru = Steindokument des Königs Meli-Shipak von Sumer (1186-1172 v.u.Z) --- Musée du Louvre, Paris --- Der König präsentiert seine Tochter (rechts) der Göttin Nannaya (auf dem Thron) darüber in der Mitte der Mondgott Nanna Sîn, Stadtgott von Ur, daneben rechts Shamash (Sonne) und Ishtar (Stern) Nanna Sîns Gattin ist Ningal, seine Kinder sind unter anderem der Sonnengott Utu, Inanna und der Wettergott Adad. Weitere Details: Herodote.net >>>. |
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Ischtar-Tor , Babylon (6. Jh. v.u.Z.), Pergamon-Museum Berlin (Wikipedia) |
Davon berichtet die Bibel z.B. beim Kampf des Propheten Elia gegen die Baals-Religion (1. Könige 18-19). Hinter Baal, dem [untergeordneten] Sonnen- und Regengott, stand jedoch die in vielen Variationen auftretende mächtige Himmelskönigin Astarte/Aschera/Ischtar. Sie beherrschte den gesamten mittelöstlichen Raum. Ihr Symbol war der Mond, zugleich ihre Waffe. Mit dem (Mond-)Bogen ging sie zwischen Himmel und Erde auf die Jagd. Darum wird die griechische Artemis bzw. die römische Diana auch als Jagdgöttin dargestellt.
Auch im vorislamischen Arabien spielten diese Welten- und Himmelsgöttinnen eine große Rolle: Die Göttinnen in Mekka vor Mohammed
Astarte, 6. Jh. v. Chr. (Wikipedia) |
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Artemis-Kybele, Museum Selcuk-Ephesus (Wikipedia) |
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Kybele, römische Kopie Kapitolinische Museen (Wikipedia) |
Maria als Gegenpol zu den weiblichen Gottheiten nahm traditionsgeschichtlich ihren Weg von Bethlehem und Nazareth nach Ephesus. Im Zusammenhang mit der Tradition des Johannes-Evangeliums könnte sie eine "Etappe" in Damaskus gehabt haben. Dies signalisiert u.a. die dortige Marienkirche (Mariamitische Kathedrale). Bei Ephesus, dem Zentrum des Kybelekultus, stirbt Maria der Legende nach. Dort wird bis heute das Haus der Maria als Heilige Stätte verehrt.
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Haus der Mutter Maria bei Ephesus (Wikipedia) Literatur: Theodora Jenny-Kappers: Muttergöttin und Gottesmutter in Ephesos. Von Artemis zu Maria. Zürich: Daimon 1986, 199 S., Abb., Register Inhaltsverzeichnis: hier |
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Luna mit der Mondsichel -Kapitolinische Museen, Rom (Wikipedia.en) |
Es entstand sogar ein kleines Heiligtum der Kybele im wichtigen römischen Legionslager Castrum Novaesium (= Neuss). Der sog. Blutgraben,"Fossa Sanguinis," könnte mit den Opferungen für die Göttin zu tun gehabt haben.
Matronenheiligtümer und Kultorte am Limes
Bei der kirchlichen Verehrung Mariens als Gottesgebärerin, Gottesmutter und Himmelskönigin wurden ihr zwar Altäre gewidmet, jedoch blieb sie immer der Trinität von Gottvater, Sohn und Heiligen Geist untergeordnet. Allerdings flossen und fließen in den Marienkult weltweit Traditionen der Vorgängerreligionen ein. Dies zeigt sich in der Gegenwart besonders in der Marienverehrung Lateinamerikas.
Bei der kirchlichen Verehrung Mariens als Gottesgebärerin, Gottesmutter und Himmelskönigin wurden ihr zwar Altäre gewidmet, jedoch blieb sie immer der Trinität von Gottvater, Sohn und Heiligen Geist untergeordnet. Allerdings flossen und fließen in den Marienkult weltweit Traditionen der Vorgängerreligionen ein. Dies zeigt sich in der Gegenwart besonders in der Marienverehrung Lateinamerikas.
Vgl. Virgil Elizondo: Unsere Liebe Frau von Guadelupe. Evangelium für eine neue Welt.
Aus dem Englischen von Karl Pichler. Luzern: Ed. Exodus 1999, 158 S.
Marienleuchter im Dom von Wetzlar |
Kloster Eberbach: Maria in der Mondsichel |
Weitere Informationen:
Kleine Literaturauswahl:
- Yolanda ALBA: Sacerdotas. La mujer en las diferentes liturgias y religiones.
Córdoba: Almuzara 2018, 336 pp.
(= Priesterinnen. Die Frau in den verschiedenen Kulthandlungen und Religionen) Informationen deutsch und spanisch >>> - Ilhan AKSIT: The Aegean Mythology. The Story of the Two Sides
Handbook Series 13.
Ankara: Ministry of Culture and Tourism Publications 2010, 177 pp., illustr. - Helgard BALZ-COCHOIS: Inanna. Wesensbild einer unmütterlichen Göttin.
Studien zum Verstehen fremder Religionen, Bd. 4.
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1992, 240 S., Register - Franz BAUMER: Der Kult der Großen Mutter.
Schauplätze einer mythischen Welt. München: Langen Müller 1993,
352 S., Abb., Register - Jacques Bonvin: Vierges Noires. La réponse vient de la Terre. Paris: Dervy 1988, 304 pp.
- Jean Bottéro: La plus vieille religion en Mésopotamie.
folio histoire 82. Paris: Gallimard 1998, 443 pp., index - Jonathan Cott: Isis and Osiris.
Exploring the Goddess Myth.
New York: Doubleday
1994, 209 pp., illustr., index
--- Kurzkommentar: hier - Andreas Feldtkeller: Im Reich der syrischen Göttin.
Eine religiös plurale Kultur als Umwelt des
frühen Christentums.
Studien zum Verstehen fremder Religionen, Bd. 8
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
1992, 240 S., 333 S. - Brigitte Gronenberg: Die Götter des Zweistromlandes.
Düsseldorf/Zürich: Patmos 2004, 290 S., Abb., Index - Jean Hani: La Vierge Noire et le Mystère Marial.
Paris: Guy Trédaniel 1995, 177 pp., illustr. - Josef Imbach: Marienverehrung zwischen Glaube und Aberglaube.
Düsseldorf: Patmos 2008, 252 S., Abb. - Sharukh Husain: The Goddess.
An Illustrated Guide to the Divine Feminine.
One Spirit Living Wisdom Library.
London: Duncain Baird 1997, 184 pp., index
2. Aufl. 2003
--- Deutsch: Die Göttin. Das Matriarchat,
Mythen und Archetypen,
Schöpfung, Fruchtbarkeit und Überfluss.
Köln 2001, 184 S., Abb., Register
--- Ergänzende Informationen: hier - Isis-Kult:
Seine religionspolitische Bedeutung im Mittelmeerraum
(Buchrezension) - Christa Mulack: Die geheime Göttin im Christentum. Reihe Symbole.
Stuttgart: Kreuz 1985, 246 S. - Karen L. King (ed.): Women and Goddess Traditions in Antiquity and Today.
Minneapolis, MN (USA): Augsburg Fortress 1997, 450 pp., index - Caitlin Matthews: Sophia - Göttin der Weisheit.
Aus dem Englischen von Clemens Wilhelm
Solothurn / Düsseldorf: Walter 1993, 424 S., Index - Giovanni Miegge: Die Jungfrau Maria. Studie zur Geschichte der Marienlehre.
Kirche und Konfession, Bd. 2. Göttingen: V & R 1962, 218 S., Register - Elisabeth Moltmann-Wendel / Hans Küng / Jürgen Moltmann (Hg.):
Was geht uns Maria an?
GTB 493. Gütersloher Verlagshaus 1988, 208 S. - Florence Quentin: Isis l'Éternelle. Biographie d'un mythe féminin.
Paris: A. Michel 2012, 260 pp. - T. Sugimoto: Transformation of a Goddess
Ishtar – Astarte – Aphrodite.
Orbis Biblicus et Orientalis 263.
Fribourg (CH): Aacademic Press / Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
2014, XIII, 243 S., Abb., Indices
Rezension: hier - George H. Tavard: The Thousand Faces of the Virgin Mary.
Collegeville, MN (USA): Liturgical Press 1996, VIII, 275 pp., index - Marina Warner: Maria: Geburt, Triumph, Niedergang, Rückkehr eines Mythos?
München: Trikont 1982, 483 S., Abb., Register
Reinhard Kirste