Theologische Voraussetzungen:
Wahrheit des Glaubens und Offenbarung
zum Heil auf unterschiedlichen Wegen
Wahrheit des Glaubens und Offenbarung
zum Heil auf unterschiedlichen Wegen
Thesen von Reinhard Kirste
Im katholischen Raum fand man viele Jahrhunderte die
exklusivistische Position ("außerhalb der Kirche ist kein Heil"), der man die protestantische Variante zuordnen kann: "Außerhalb des Christentums ist kein Heil". Diese wird unter missionarischer Perspektive teilweise immer noch – wenn auch nicht mehr so offenkundig unter post-kolonialen Bedingungen – gepflegt.
exklusivistische Position ("außerhalb der Kirche ist kein Heil"), der man die protestantische Variante zuordnen kann: "Außerhalb des Christentums ist kein Heil". Diese wird unter missionarischer Perspektive teilweise immer noch – wenn auch nicht mehr so offenkundig unter post-kolonialen Bedingungen – gepflegt.
Alle inklusivistischen Positionen favorisieren letztlich ein christlich höheres Verständnis gegenüber anderen Glaubensweisen (so z.B. trotz ihrer dialogischen Offenheit Hans Küng und Walter J. Hollenweger). Andere Religionen haben nicht den vollen Zugang zur Heilswahrheit. Karl Rahners Ausspruch von den
anonymen Christen in anderen Religionen ist ebenso berühmt wie problematisch. Christologische Engführungen im Sinne der Verbindlichkeit auch für andere Glaubensweisen scheinen das wirkliche Handicap der inklusivistischen Positionen zu sein, wie zurückhaltend sie sich auch immer artikulieren („strenger“ oder „milder“ Inklusivismus. Die Höherwertigkeit des Christentums im Blick auf das Heil bleibt bindend, weil sonst die anderen Christus, sein Kreuz und seine Auferstehung im Sinne einer Heilskonzeption nicht bräuchten.
anonymen Christen in anderen Religionen ist ebenso berühmt wie problematisch. Christologische Engführungen im Sinne der Verbindlichkeit auch für andere Glaubensweisen scheinen das wirkliche Handicap der inklusivistischen Positionen zu sein, wie zurückhaltend sie sich auch immer artikulieren („strenger“ oder „milder“ Inklusivismus. Die Höherwertigkeit des Christentums im Blick auf das Heil bleibt bindend, weil sonst die anderen Christus, sein Kreuz und seine Auferstehung im Sinne einer Heilskonzeption nicht bräuchten.
Der amerikanische Theologe Paul Knitter zeigt in diesem Zusammenhang auf, dass im Inklusivismus, die eigene Religion doch die Beste ist.
Er nennt dies darum eine partikularistische Position
--- zuletzt in einem Vortrag über:
Interreligiöser Dialog: Bleibende Differenz oder kreatives Potenzial, Münster 03.02.2014.
Er nennt dies darum eine partikularistische Position
--- zuletzt in einem Vortrag über:
Interreligiöser Dialog: Bleibende Differenz oder kreatives Potenzial, Münster 03.02.2014.
Theologien des religiösen Pluralismus, also religionspluralistische Positionen,
versuchen dagegen jeder Glaubensweise ihr Recht zu lassen und sie als eigenständigen Weg zum Heil anzuerkennen.
Der bedeutendste Vorreiter dieser Konzeptionen ist der englische Theologe und Religionsphilosoph John Hick (1922-2012).
Der Theologe und Religionspädagoge Paul Schwarzenau (1923-2006)
hat das so formuliert:
versuchen dagegen jeder Glaubensweise ihr Recht zu lassen und sie als eigenständigen Weg zum Heil anzuerkennen.
Der bedeutendste Vorreiter dieser Konzeptionen ist der englische Theologe und Religionsphilosoph John Hick (1922-2012).
Der Theologe und Religionspädagoge Paul Schwarzenau (1923-2006)
hat das so formuliert:
Alle Religionen bedürfen einander,
nicht nur in ihren Gemeinsamkeiten,
sondern gerade auch in ihren Unterschieden,
durch die sie einander ergänzen.
Wir sollen in der eigenen Religion daheim
und in der anderen Gäste sein,
Gäste, nicht Fremde.
Der auf diese Weise geführte interreligiöse Dialog will
also die Fremdheit abbauen und durch Begegnung
Gemeinsamkeiten und Unterschiede durchaus klärend hervorheben,
Differenzen aber nicht als Hindernis auf den unterschiedlichen Heilswegen ansehen. Außerdem geschieht Begegnung immer zwischen Menschen. Ihr Verhalten ist dabei oft ein genauerer Anzeiger ihres Glaubens
als ihre Theologie oder Philosophie.
Je unbeweglicher dogmatische Positionen dabei festgehalten werden,
umso gefährdeter ist eine friedvolle Begegnung
und ein unvoreingenommenes Religionsgespräch.
also die Fremdheit abbauen und durch Begegnung
Gemeinsamkeiten und Unterschiede durchaus klärend hervorheben,
Differenzen aber nicht als Hindernis auf den unterschiedlichen Heilswegen ansehen. Außerdem geschieht Begegnung immer zwischen Menschen. Ihr Verhalten ist dabei oft ein genauerer Anzeiger ihres Glaubens
als ihre Theologie oder Philosophie.
Je unbeweglicher dogmatische Positionen dabei festgehalten werden,
umso gefährdeter ist eine friedvolle Begegnung
und ein unvoreingenommenes Religionsgespräch.
Religionspluralistische Positionen sind darum als Foren zu verstehen
nicht im Sinne religiöser Beliebigkeit, sondern um Grenzüberschreitungen
zu ermöglichen und so gegenseitige Bereicherung zu erfahren.
Es soll also bewusst versucht werden, das Bewusstsein von Toleranz
und Versöhnung zwischen den Religionen umfassend zu fördern
und auf diese Weise auch dem Frieden in der Gesellschaft zu dienen.
nicht im Sinne religiöser Beliebigkeit, sondern um Grenzüberschreitungen
zu ermöglichen und so gegenseitige Bereicherung zu erfahren.
Es soll also bewusst versucht werden, das Bewusstsein von Toleranz
und Versöhnung zwischen den Religionen umfassend zu fördern
und auf diese Weise auch dem Frieden in der Gesellschaft zu dienen.
Dazu können die folgenden Thesen Orientierung bieten:
- Dialog kann nur sinnvoll zwischen gleichwertigen Partnerinnen und Partnern geschehen.
Es geht nicht um Gleich-Artigkeit, sondern um
prinzipielle Gleich-Wertigkeit gerade angesichts
unterschiedlicher Glaubensverständnisse und Denkvoraussetzungen. - Absolutheitsansprüche einzelner Religionen (wie auch des Christentums) dürfen sich nur auf die Verbindlichkeit des eigenen Glaubens beziehen. Das erlaubt kein noch so verdecktes inklusives Denken, das die anderen religiösen Traditionen in irgendeiner Form als minder-wertig einstuft. Es erlaubt aber auch kein inklusives Vereinnahmen („anonyme“ Christen, Buddhisten, Muslime usw.).
- Das Missionsverständnis (besonders des christlichen Glaubens) ist im Sinne eines persönlichen Zeugnisses und Engagements zu interpretieren, ohne dabei die anderen zur eigenen Glaubensweise bekehren zu wollen.
- Die verschiedenen Religionen drücken nicht endgültige Wahrheit aus. Sie sind sprachliche, rituelle und spirituelle Annäherungen an das Transzendente. Ihre Aussagen sind vorläufig und bleiben revisionsbedürftig.
- Religionen sind eingebunden in vielfältige Kulturen und differierende Denkweisen. Sie sind darum als unterschiedliche Wege zum Heil zu verstehen.
- In einer globalisierten Welt kann keine Religion mehr für sich leben, sondern nur in Beziehung mit anderen. Interreligiöse Begegnung ist darum Herausforderung und Bereicherung zugleich, m.a.W. die anderen religiösen Anschauungen sind notwendig im Sinne der Komplementarität als des ergänzenden Verstehens durch den Anderen.
Vielfalt und Gleichwertigkeit der Religionen
- Thesen zum Religionsverständnis
und zum interreligiösen Lernen (2013) - Himmlischer Trialog: Buddha, Jesus, Mohammed
- Die Vision von der Gleichwertigkeit der Religionen
Texte von der Antike bis in die Neuzeit - Religiöse Identitätserweiterung im Sinne des Johannes-Evangeliums
- Rencontres sans réserves - concrétions du dialogue interreligieux
Begegnungen ohne Vorbehalte - Konkretionen des interreligiösen Dialogs (2009) - Die größere Ökumene -
Auf dem Weg zu einer Theologie der Religionen
= Buchhinweise: - Kultur und Glauben neu denken (2014) --Vision 2001: Die größere Ökumene (1999) - Parlament der Weltreligionen / Weltparlament der Religionen
Parliament of the World's Religions 1893 - 1993 - 2018 - Papst Franziskus und Großimam Ahmad Mohammed al-Tayyeb:
Gemeinsame Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen
Abu Dhabi, 04.02.2019, Vatican News, 06.02.2019 - Erklärung von Vertretern verschiedener Religionen
zu Glaube und Menschenrechten
--- Beirut: Faith for Rights vom 29.03.2017
- World Council of Churches (WCC):
Guidelines on Dialogue with People of Living Faiths and Ideologies.
Geneva (CH) 1979, 4 th printing revised 1990, 30 pp. - Deutsche Ausgabe - Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK):
Leitlinien für den Dialog mit Menschen verschiedener Religionen und Ideologien
--- Ökumenische Erwägungen zum Dialog und zu den Beziehungen
mit Menschen anderer Religionen.
30 Jahre Dialog und überarbeitete Leitlinien (2004, 16 S.) - Ulrich Dehn u.a.: (Hg.): Handbuch Theologie der Religionen.
Freiburg u.a.: Herder 2017, 571 S. - Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.):
Religionen im Gespräch (RIG)
Band 1 (RIG 1: 1990) bis Band 9 (RIG 9: 2006) --- Ein Teil der Texte zum Download: hier - Karl-Josef Kuschel: Juden - Christen - Muslime. Herkunft und Zukunft
Düsseldorf: Patmos 2007, 680 S., Personenregister
- Orientierung: Religion[en], Religionswissenschaft, Religionspädagogik
(Bücher und Buchabschnitte) --- Open Acces --- - Interreligiöser Dialog und interreligiöses Lernen
- SID - Studies in Interreligious Dialogue (since 1990)
(eds.: Frans Wijsen / Udo Tworuschka / David Cheetham) - Literatur zum interreligiösen Dialog (systematisch gegliedert)
- Weitere Buchhinweise und Sachtexte zum interreligiösen Dialog
und zu interreligiöser Bildung
(mit Rezensionen und teilweisem Download) - Interreligiöses Lernen mit Kinderbibeln
und Kinderbüchern - Interreligiöses Lernen mit Heiligen Schriften
und Erzählungen aus den Weltreligionen - Religion, Bildung, Religionsunterricht (in Österreich)
ÖKUM Heft 1 / 2016, 28. Jahrgang Mai 2016 - Begegnung der Religionen im Kindergarten
- Brückenbauer des interkulturellen
und interreligiösen Dialogs
(mit Literaturhinweisen --- Persönlichkeiten A - Z) - Nathan der Weise als Anregungsmuster für interreligiöses Lernen
- Antony Fernando: Building Bridges. Understanding the Religion of Others.
Buddhism. Christianity, Hinduism and Islam. Mesa (Arizona): iPub 2018 - Leandros Sequeiros: La teología de las religiones se encuentra en plena búsqueda.
Sus paradigmas aún son provisionales y incompletas. Tendencias de las Religiones, 05.12.2016 Keine Religion ist besser als die andere ---
Ergebnisse der internationalen Pluralismuskonferenz vom 06.-09. September 2003
in Birmingham in Verbindung mit John Hick- Jesse F. Tanner: Dialogical Transformation.
Exploring Avenues of Interreligious Diaklogue as a Practice Promoting Spiritual Growth. Leuven (B): Peeters 2016 (Rezension)
![]() |
Denis Diderot von Dimitry Levitzky, 1773/74 (Wikipedia.fr) |
Eine Mahnung des Aufklärers
Denis Diderot (1713-1784):
Barbarei ist es nur ein Schritt.
![]() |
Papst Franziskus, 2015 (Wikipedia) |
Absage an Gewalt und Fundamentalismus
Es ist nicht wahr und auch nicht zutreffend über den Islam [zu sagen], dass er Terrorismus ist ... Wenn ich über islamische Gewalt reden muss, muss ich auch über katholische Gewalt reden. In fast allen Religionen gibt es immer eine kleine Gruppe Fundamentalisten. Wir haben sie auch ... Wie viele von den jungen Europäern haben wir ohne Ideal, ohne Arbeit allein gelassen? ...
Antwort von Papst Franziskus am Sonntag 31. Juli 2016 im Flugzeug, das ihn nach Krakau zum Weltjugendtag brachte. Er sagte dies, nachdem er zur Ermordung des Priesters Jacques Hamel in der Kirche von
Saint-Étienne-du-Rouvray (bei Rouen) befragt wurde.
relpäd/Relplur-Thesen, zuletzt aktualisiert, 23.05.2017