Johann(es) Gerhard(geb. 17.10.1582 in Quedlinburg, gest. 17.08.1637 in Jena) gehört zu den bedeutendsten nach-reformatorischen Theologen lutherischer Prägung. Noch nicht der Erstarrung protestantischer Orthodoxie verfallen, ist er ein durchaus eigenständiger Denker. Er bedient sich zwar noch der Loci-Methode in seiner Hauptschrift, den Loci communes, zeigt sich schon eine gewisse analytische Kraft (vgl. die dann dominierende Analytische Methode).
Darüberhinaus war er stark am religiösen praktischen Leben interessiert. Die einzelnen Loci, also die jeweiligen Glaubensthemen, enden darum auch immer mit einem Abschnitt zum Gebrauch: "de usu". In der Nachwirkung seines Lehrers Johann Arndt hat er auch Erbauungsliteratur verfasst. Besonders bekannt geworden sind seine "Meditationes sacrae"
In den theologischen Konflikten seiner Zeit hielt er sich polemisch weitgehend zurück und suchte stattdessen eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. Das zeigt sich besonders in seiner kritischen Analyse der Werke des Jesuiten und Kardinals Robert Bellarmin (1542-1621). Dieser war der Hauptverfechter der vom Tridentinum entwickelten Kirchenlehre.
Führend war Johann Gerhard in der Abwehr der Lehre des lutherischen Theologen Hermann Rahtmann aus Danzig. Dieser trennte die Auslegung der Bibel von der Einwirkung des Heiligen Geistes: Vor dem Verstehen der biblischen Texte ist der direkte Empfang des Heiligen Geistes notwendig (Rahtmannscher Streit).
Reinhard Kirste:
Lutherische Theologen der altprotestantischen Dogmatik
mit Bezug zu Johann Gerhard
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Darüberhinaus war er stark am religiösen praktischen Leben interessiert. Die einzelnen Loci, also die jeweiligen Glaubensthemen, enden darum auch immer mit einem Abschnitt zum Gebrauch: "de usu". In der Nachwirkung seines Lehrers Johann Arndt hat er auch Erbauungsliteratur verfasst. Besonders bekannt geworden sind seine "Meditationes sacrae"
In den theologischen Konflikten seiner Zeit hielt er sich polemisch weitgehend zurück und suchte stattdessen eine stärkere inhaltliche Auseinandersetzung. Das zeigt sich besonders in seiner kritischen Analyse der Werke des Jesuiten und Kardinals Robert Bellarmin (1542-1621). Dieser war der Hauptverfechter der vom Tridentinum entwickelten Kirchenlehre.
Führend war Johann Gerhard in der Abwehr der Lehre des lutherischen Theologen Hermann Rahtmann aus Danzig. Dieser trennte die Auslegung der Bibel von der Einwirkung des Heiligen Geistes: Vor dem Verstehen der biblischen Texte ist der direkte Empfang des Heiligen Geistes notwendig (Rahtmannscher Streit).
- Johann Gerhard: Überblick zu Leben und Werken bei Wikipedia
- Loci Communes, 9 Bände, 1610-1625 (Online)
- Meditationes Sacrae oder Heilige Betrachtungen ..., 1603-1604 (Online)
- Disputationes de controversiis christianae fidei adversus hujus temporis haereticos(Ingolstadt 1685)
- Opera Oratoria Postuma, herausgegeben von Sebastian Tromp, Rom 1942ff.
Reinhard Kirste:
- Johann Gerhard: Lutherische Hermeneutik
zwischen dogmatischer Verfestigung und Geistinspiration
(Ein-Sichten) - Markus Friedrich / Sascha Salatowski / Luise Schorn-Schütte (Hg.):
Konfession, Politik und Gelehrsamkeit.
Der Jenaer Theologe Johann Gerhard (1582-1637) im Kontext seiner Zeit.
Gothaer Forschungen zur frühen Neuzeit, Band 11.
Heidelberg: Steiner 2017, 280 S. - Walter Sparn: Religiöse Toleranz aus politischer Klugheit.
Johann Gerhard und Theophil Lessing
als lutherische Voten zur Religionspolitik
(Vortrag, Gotha 2013) - Paolo Astorri:
Lutheran Theology and Contract Law in Early Modern Germany
(ca 1520 - 1720)
Paderborn: Schöningh 2019, XX, 657 pp.
Lutherische Theologen der altprotestantischen Dogmatik
mit Bezug zu Johann Gerhard
- Martin CHEMNITZ (1522-1586)
- Matthias FLACIUS, gen.Illiyricus (1520-1575)
- Matthias HAFENREFFER, Matthias (1561-1619): Loci theologici,
certa methodo ac ratione in tres libros tributi.
Wittenberg: C. Berger und Z. Schürer für J. Schmidt 1607, 840 S., Indices,
1 gefaltetes Textblatt: Antithesis Doctrinae Christianae & Calvinaenae
- Ägidius HUNNIUS (1550-1603)
- Leonhart HUTTER (1563-1616)
- Matthäus JUDEX (1528-1564)
- Balthasar MENTZER (1565-1627)
- Johann WIGAND (1523-1587)
